Führungswechsel an der Spitze des sächsischen AfD-Nachwuchsverbands: Der Landtagsabgeordnete Alexander Wiesner wurde zum Vorsitzenden gewählt. Der Leipziger ersetzt Rolf Weigand, der offiziell aufhören musste, weil er zu alt ist. Offensichtlich gab es zuletzt aber inhaltliche Spannungen – weil sich die Junge Alternative auch im Freistaat am rechten Rand der Partei bewegt. Mit dem neuen Vorstand ist keine Änderung zu erwarten.
Beitrag vom 14.12.2020, 17:15 Uhr │ Im Bild: Alexander Wiesner, Landtagsmitglied und JA-Landeschef.
Führungswechsel aus Altersgründen
Der aus Leipzig stammende Landtagsabgeordnete Alexander Wiesner ist neuer Vorsitzender der sächsischen Jungen Alternative (JA). Bei der turnusgemäßen Wahl, die am vergangenen Samstag im Beisein des AfD-Landesvorsitzenden Jörg Urban in der Leipziger Partei-Geschäftsstelle stattfand, übernahm Wiesner den Spitzenposten von seinem Parlamentskollegen Rolf Weigand. Dieser habe nach zwei Jahren „aus Altersgründen leider aufhören“ müssen, teilte der Verband mit. Laut Satzung endet die Mitgliedschaft in der Nachwuchsvereinigung mit Vollendung des 36. Lebensjahrs. Geburtstag hatte Weigand bereits im Juni, die JA will er als Fördermitglied weiter unterstützen.
Auch andere Vorstandsposten wurden neu vergeben. Schatzmeister ist Jan Richard Behr, er ersetzt den Burschenschafter Julian Wälder („Alemannia zu Leipzig“), dessen Name bereits vor einigen Wochen ohne Kommentar von der JA-Website gestrichen wurde. Felice Ferrer Vargas ist künftig stellvertretende Schatzmeisterin, in Leipzig sitzt sie für die Partei im Stadtbezirksbeirat Süd-West. Als Schriftführerin fungiert Charlotte Schiller, bisher bekannt aus der Akademischen Damenverbindung „Regina Maria-Josepha“ in Dresden und aus dem Umfeld der verfassungsfeindlichen Identitären Bewegung. Als Beisitzer hinzu kommt Lennard Scharpe, aktiv beim Chemnitzer JA-Ableger.
Unverändert sind Sören Schwarzer (Chemnitz) und Fabian Küble (Dresden) stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands. Aus dem Vorstand ausgeschieden sind hingegen Florian Pfennig (Meißen), bislang Vize-Schatzmeister, sowie die beiden Beisitzer André Ufer (Dresden) und Christoph Leonhardt. Dieser fiel zuletzt als mutmaßliches Mitglied der neonazistischen Leipziger Burschenschaft „Germania“ auf.
Sächsische JA auf Flügel-Linie
Wahlergebnisse wurden nicht bekannt. Weigand war vor rund einem Jahr mit 94 Prozent der Stimmen und ohne Gegenkandidat*innen als Vorsitzender bestätigt worden. Ins Amt gekommen war er Anfang desselben Jahres als Nachfolger des Dresdners Matthias Scholz. Er war kurz zuvor zurückgetreten aufgrund von Vorwürfen, den Gast eines Lokals in der Landeshauptstadt rassistisch beschimpft und gemeinsam mit einem Freund „Sieg“ und „Heil“ skandiert zu haben. Dieser Vorfall sowie weitere Äußerungen von Scholz, der für den Bundestagsabgeordneten Jens Maier gearbeitet und bei Pegida eine Rede gehalten hat, waren mitursächlich für die Einstufung des kompletten Jugendverbands als rechtsextremistischer Verdachtsfall der Verfassungsschutzbehörden – das gilt auch in Sachsen.
Bereits seit 2014 gehörte Weigand der JA an, 2017 wurde er erstmals in den Landesvorstand gewählt. Wiesner, 31 Jahre alt, trat erst in jenem Jahr bei, er war zuvor bei der Jungen Union aktiv. Im Folgejahr wurde er stellvertretender Vorsitzender der Leipziger JA-Gruppe, seit 2019 führt er sie an. Daneben existieren Kreisverbände in Dresden, Mittelsachsen und Chemnitz-Erzgebirge. Die Aktivitäten stagnieren allerdings schon länger, die sächsische JA macht eher in sozialen Netzwerken von sich reden – und solidarisiert sich dort immer wieder offen mit dem neurechten Vorfeld der Mutterpartei und deren Flügel-Personal.
So deutete erst vor kurzem die Chemnitzer JA um Sören Schwarzer an, keinen Wahlkampf für Michael Klonovsky zu betreiben, der anstelle des bisherigen Bundestagsabgeordneten Ulrich Oehme als Direktkandidat aufgestellt wurde. Kurz darauf gratulierte die Gruppe dem Landtagsabgeordneten Lars Kuppi, der neuer AfD-Kreischef in Mittelsachsen geworden ist. Er verdrängte ausgerechnet Rolf Weigand aus dem Kreisvorstand, der daraufhin vor einer Entwicklung hin zur „Pöbelpartei“ warnte – und sich damit inhaltlich von der JA absetzte. Wiesner hingegen ist im innerparteilichen Richtungsstreit noch kaum profiliert. Als einer von wenigen sächsischen AfD-Abgeordneten ist er auch kein Funktionär der Partei.