AfD-Großspender wollen Gasthaus in Hohenstein-Ernstthal kaufen

Die AfD-Kommunalpolitiker Hartmut und Karsten Pfau wollen für 500.000 Euro ein ehemaliges Ausflugslokal im Landkreis Zwickau kaufen. Es könnte an die Partei fallen, so die Befürchtung. Die beiden Interessenten hatten ihr zuvor bereits viel Geld gespendet. Den neuen Deal könnte die Stadt noch vereiteln.
 


Beitrag vom 27.01.2021, 11:00 Uhr │ Im Bild: Das derzeit ungenutzte Berggasthaus.


Aufgerufen: eine halbe Million Euro

Zwei AfD-Politiker aus dem Landkreis Zwickau wollen ein ehemaliges Ausflugslokal in Hohenstein-Ernstthal kaufen. Das berichtete die Freie Presse am Mittwoch. Demnach sind die beiden örtlichen Stadtratsmitglieder Hartmut Pfau (56) und Karsten Pfau (53) bereit, das traditionsreiche Berggasthaus zu erwerben. Preis: 500.000 Euro. Die Immobilie mit einem weitläufigen Grundstück, 2.500 Quadratmeter groß, steht seit fünf Jahren leer und seitdem zum Verkauf. Vormals gab es dort einen Restaurantbetrieb mit 60 Plätzen. Ein angeschlossener Saal bietet Raum für 100 Personen, hinzu kommen acht Gästezimmer.

Das Objekt könnte über die Pfau-Brüder in die Hände der AfD gelangen, so die Befürchtung im Ort. Das ist bislang eine Vermutung, doch abwegig ist sie nicht. Nach idas-Informationen sucht die Partei seit Monaten im ganzen Bundesgebiet nach Immobilien, um einen Teil ihres Millionenvermögens anzulegen, auch die Gründung einer eigenen Genossenschaft ist geplant. In absehbarer Zeit sollen womöglich mehrere Liegenschaften erworben werden: für die Bundesgeschäftsstelle, eine Parteitagshalle sowie ein Kongresszentrum. Absehbar ist, dass auch die parteinahe Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES), der nach der kommenden Bundestagswahl Millionenzuschüsse winken, Tagungsstätten schaffen wird.

Zu möglichen Absichten haben sich die beiden Kaufinteressenten noch nicht geäußert. Sie sitzen seit 2019 für ihre Partei im Stadtrat von Hohenstein-Ernstthal, dort ist Hartmut Pfau sogar Vorsitzender der fünfköpfigen AfD-Fraktion. Beide wurden damals auch in den Kreistag gewählt. Die Stadt erwägt derzeit, ihr Vorkaufsrecht zu nutzen, um das AfD-Geschäft zu vereiteln, berichtet die Zeitung weiter. Bereits bei der nächsten Ratssitzung am 23. Februar könnte eine Entscheidung fallen. An einem Erwerb hatte die Kommune schon zuvor Interesse, unabhängig von der neuen Offerte. Doch der Preis, den der Besitzer – ein österreichischer Reiseunternehmer – fordert, war bislang zu hoch.

Pfau-Firma spendete 2017 an die AfD

Die beiden AfD-Männer haben ihre Partei auch in der Vergangenheit großzügig unterstützt. Diplomingenieur Hartmut Pfau und Elektromeister Karsten Pfau sind seit 1995 gemeinsam Geschäftsführer eines in Chemnitz ansässigen Unternehmens, der LST Luft-, Sanitär-, Klimatechnik GmbH, man handelt mit Heiz- und Kühlanlagen. Im Bundestagswahljahr 2017 spendete diese Firma der AfD 10.415 Euro. Das war damals eine von nur drei Firmen-Großspenden an die Partei, wie sich aus ihrem offiziellen Rechenschaftsbericht ergibt.

In jenem Jahr hatte die LST einen Jahresumsatz von mehr als fünf Millionen Euro erwirtschaftet, nach Steuern blieb ein Gewinn von fast einer halben Million übrig. Die Geschäfte laufen weiterhin sehr gut, wie die Jahresbilanzen der Gesellschaft zeigen, das schafft Spielräume, trotz Pandemie. Zum LST-Geschäftsfeld gehört laut Eintragung im Handelsregister ausdrücklich auch die Verpachtung von Grundvermögen.

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit in Chemnitz gilt Hartmut Pfau als Wortführer der AfD in Hohenstein-Ernstthal. Im extrem rechten Spektrum war er bereits zuvor engagiert. So sprach er Anfang November 2015 bei einer Anti-Asyl-Kundgebung („Hohenstein-Ernstthal sagt nein“) und warnte dabei vor einer „muslimische Masse“, die „unsere Gesellschaft zerreißen“ werde. Kanzlerin Merkel bezeichnete er als „Königin der Schlepper“ und „Diktatorin“, die „Hochverrat“ begehe. Von Deutschland sprach er als einem „immer noch besetzten und nur nach außen hin scheinsouveränen Staat“. Politiker*innen im Bundestag, dem die AfD noch nicht angehörte, würden das Ziel einer „Auslöschung der deutschen Nation“ verfolgen.

Mischung aus Rassismus und Reichsbürgertum

Inspiriert war der Protest von den Dresdner Pegida-Veranstaltungen. Redner der gleichen Kundgebung war neben Pfau die damalige Pegida-Anführerin Tatjana Festerling. Angemeldet hatte die Versammlung Steffen Musolt, der hinter dem Chemnitzer Pegida-Ableger stand. Es folgten weitere Kundgebungen dieser Art, bei denen sich Hartmut Pfau als Kopf einer „Bürgerbewegung Hohenstein-Ernstthal“ zu erkennen gab und eine Mischung aus Rassismus und Reichsbürgertum propagierte.

So sagte er Ende November 2015 in einer Rede, dass Deutschland künftig kein „homogener Volkskörper“ mehr sein werde. Die Ankunft von Geflüchteten sei Folge eines „detailliert ausgearbeiteten Plans“: Im Auftrag der USA würde „Volksvermischung zur Destabilisierung“ und zur „Ausplünderung Deutschlands“ betrieben. Bei der Bundesregierung handle es sich in Wirklichkeit um „Besatzungsvasallen“, das Grundgesetz sei keine echte Verfassung. Zum Beleg seiner Thesen verwies er auf Youtube-Videos. Auffällig: Trotz gut laufender Geschäfte bat Pfau nachdrücklich um Geldspenden für die „Bürgerinitiative“.

Auch nach seiner späteren Hinwendung zur AfD machte Hartmut Pfau mit radikalen Tönen von sich reden. So ergriff er 2019 bei einer städtischen Veranstaltung zum Volkstrauertag das Wort – und rezitierte ein Gedacht, das die Rolle deutscher Soldaten in beiden Weltkriegen verherrlicht.